Das solltet ihr wissen: wenn der BER in diesem Jahr wirklich fertig wird und ihr dann nach Berlin fliegen wollt, landet ihr aber nicht in Berlin. Ihr landet in Brandenburg. Das ist ein großer Unterschied. Fragt Rainald Grebe. Wieso? In Schönefeld dürft ihr nur in Taxis einsteigen mit dem Kennzeichen LDS (Landkreis Dahme Spree). Von diesen Ferkeltaxen steht allerdings nur eine Handvoll da und manche haben sogar einen Navi, der ihnen den Weg nach Berlin anzeigt. Die zahlreichen Taxen mit dem Kennzeichen B (Berlin) müssen leider alle wieder leer in die Stadt zurückfahren. Warum? Brandenburg eben. Da haben viele noch nicht mitgekriegt, dass es keine DDR mehr gibt. Auf der Rückfahrt von Berlin nach Schönefeld könnt ihr euch ja von einem Berliner Taxifahrer erzählen lassen, wie er diesen Irrsinn findet. Das wird ein Spaß! Vielleicht tröstet er euch mit einem Bonmot wie diesem: „Mit einem Taxi in Schönefeld ist es wie mit AIDS: Kriegen immer nur die Anderen.“
Bartleby lebt ja schon seit einer Ewigkeit in Moabit. Nicht die Prinzessin unter den Kiezen, eher das Aschenputtel. Aber schon der kleine Bartleby hatte sich in das arme Mädchen verliebt. Nur AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen findet Moabit eklig: „Wenn ich nur in Berlin von Tegel nach Mitte fahre durch Moabit und mir den Zustand dieses Viertels ansehe, das ist für mich eklig.“ Dann geh doch ins „Neumanns“ in Alt-Moabit. Unser Essen dort war sehr gut, aber die übrigen Gäste erinnerten uns dunkel an ein SA-Sturm-Lokal der Dreißiger. Wieder zuhause gegoogelt: Ja, es stimmt, „Neumanns“ ist ein AfD-Lokal. Das nächste Mal vielleicht lieber wieder ein Döner beim Türken, garantiert nicht eklig.
Bartleby ist ja bekanntlich ein militanter Atheist. Dafür braucht er natürlich keine Waffen und erst recht keinen Militärseelsorger. Anders bei der Bundeswehr: 300 jüdische Soldaten bekommen jetzt dort 10 (in Worten: zehn) jüdische Militärseelsorger. Das ist aber auch im wahrsten Sinne des Wortes ein Knochenjob. Erst müssen die frommen Männer den Soldaten seelisch auf seine Aufgabe vorbereiten. In jedem Krieg der Welt hieß das immer: den Feind töten. Nach dem Einsatz muss der fromme Mann sich dann um die seelischen Wunden des armen Schützen kümmern. Denn nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz. Da muss der Soldat wieder fit sein. Wer kümmert sich eigentlich um den getöteten „Feind“? Leute, nicht böse sein, aber Bartleby hält Militärseelsorger für eine perverse Obszönität. Hatte Hitlers Wehrmacht nicht auch welche?
Was Kurt Tucholsky über Soldaten sagte, muss ich an dieser Stelle nicht wiederholen. Aber auch das war ein Grund, weshalb der junge Bartleby sich der Wehrpflicht entzog und nach West-Berlin flüchtete. Eine seiner besten Entscheidungen. Er mochte lieber nicht. Der Verleger Klaus Wagenbach kommentierte die 60er-Jahre so: „In Berlin war die Elite der Nation versammelt: die Wehrdienstverweigerer. Die alten Nazis gegen die Wehrdienstverweigerer, das war West-Berlin. Die Zwischengeneration fehlte, die war im Westen und machte Karriere.“ (Nicht nur nebenbei: Bartlebys Sohn verweigerte nach der „Wende“ auch den Wehrdienst und machte trotzdem oder gerade deswegenKarriere)
Bartleby ist süchtig nach Umfragen. Solche wie diese: Frauen, die viel putzen, sind sexuell nicht ausgelastet. Seine Nachbarin gegenüber, auch nicht mehr die Jüngste, wienert ihre Fenster alle paar Wochen. Die Ärmste. Aber gilt das auch für Männer, die viel putzen? Bartleby hat seine Fenster seit 20 Jahren nicht mehr geputzt. Er wollte lieber nicht. Regen muss reichen dafür. Er kann zwar noch erkennen, welche Jahreszeit gerade da draußen ist, aber sein Sex ist dadurch nicht besser geworden.
Um die Jahreswende schlägt wieder die Stunde von Bartleby, dem großen Plänemacher. Bei einer Flasche Rotwein entstehen phantastische To-do-Listen. Ob es endlich um etwas Ungewöhnliches in seinem Alltag geht oder um total verrückte Menues am eigenen Herd. Ob er endlich bei einem kulturellen Highlight dabei sein möchte oder Reisen in Traumstädte und verlockende Länder machen möchte. Aber gerade das Letztere wird durch die politischen Verhältnisse dort immer schwieriger. Bleibt bald nur noch das piefige Balkonien.
Das muss nicht sein. Trendsetter haben herausgefunden, dass immer mehr Leute inzwischen sowieso lieber hierbleiben und haben einen neuen Begriff für den zu Unrecht geschmähten Balkon erfunden: „Staycation“, ein Kunstwort aus stay für bleiben und vacation für Ferien. Jetzt müssen die To-do-Listen nur noch bei einem Gin Tonic zusammengestrichen werden und der Urlaub auf dem Balkon ist perfekt.
Blackout in Köpenick. Aufgrund fehlerhafter Bohrungen an einer Brücke sind 31 000 Haushalte mehr als 30 Stunden stromlos. Was empfiehlt die Berliner Feuerwehr?
A) „Günstige Kerzen gibt es diese Woche bei Rewe im Angebot.“
B) „Zur Information schalten Sie Rundfunk und Fernsehen an.“
C) „Lesen Sie doch mal wieder ein Buch.“
Lösung am Ende des Letters. (Danke Tagesspiegel)
Hier noch eine Geschichte, die zu schön ist, um nur Tagesspiegel-Lesern erzählt zu werden. Also: Eine Studentin verdient sich ein paar Euro, indem sie den altersschwachen Hund eines alten Ehepaares ausführt. Im Grunewald passiert es: der Hund fällt um und stirbt. Sie weiß, dass die alten Leute ihn gerne in ihrem Garten begraben würden. Was nun? Sie versteckt den Hund unter einem Haufen Laub und eilt nach Hause, um mit einer großen Reisetasche wiederzukommen. Mit dem toten Hund in der Tasche läuft sie zur nächsten S-Bahn-Station. Dort spricht sie ein junger Mann an und hilft ihr, die schwere Tasche zu tragen. Seine Frage, was denn da Schweres drin sei, macht sie nur kurz verlegen. Soll sie wirklich sagen, ein toter Hund? Nein, das klänge unhöflich. Sie antwortet „Mein Equipment als DJ.“ Der junge Mann greift sich die Tasche und rennt mit ihr davon. Das ist Berlin, wie es leibt und lebt und stirbt.
Das Social-Media-Team der Berliner Polizei hat über Silvester 435 Tweets verschickt. Darunter diese vier
„Verzweifelter Mann in Wedding ruft schon zum 2. Mal den Notruf. Seine Schwiegermutter soll bitte gehen.“
„Silvester zu Zeiten des Klimawandels. Man wirft sich in Lichterfelde unangezündete (!) Böller zu. Wir prüfen, ob wenigstens „Peng“ gerufen wurde.“
„In Neukölln wird im Treppenhaus gegrillt.“
„In Neukölln legt sich eine Frau auf die Fahrbahn.“
Bartleby grüßt Elkes Neukölln.
Alexa, darf ich nicht doch mal über was Politisches schreiben?
Vergiss es!
Auch nicht über Sahra Wagenknecht?
Auch nicht! Du willst doch nur wissen, warum sie ihre Haare nie offen trägt.
Ja und?
Weil Oskar dann immer sagt, jetzt siehst du wieder aus wie Linda Zervakis.
Aber die sieht doch toll aus!
Na klar, aber stell dir vor, das Fernsehen überträgt eine Bundestagsdebatte und Sahra steht mit offenem Haar am Rednerpult. Die BILD-Leser denken doch, jetzt moderiert Linda gerade die Tagesschau.
Nur weil die BILD-Leser zu blöd sind, darf die arme Sahra …
Halt! Stop! Jetzt wird’s doch wieder politisch.
Lösung der Empfehlung der Berliner Feuerwehr: B (doch, doch, stimmt wirklich)