Berchtesgaden +++ Führer +++ Affenzahn +++ besserer Lover +++ Big Lebowski +++ Kopftuch +++ Rassist +++ Single Malt Whisky +++ Armin Laschet +++ Kirchenrepublik +++ Flughafen Tegel +++ Alexa

Wenn das der „Führer“ wüsste: Der heimtückische China-Virus (Trump) hat gerade seine uneinnehmbare Alpenfestung Berchtesgaden lahm gelegt. Lockdown für Touris. Alle, die keine Lederhose dabei haben, müssen sofort die Koffer packen und nach Hause fahren. Schlimm, aber nicht alle dort sind deswegen unglücklich. 

Mein Cousin hat mir aus BGD eine wütende Mail geschickt. Besonders sauer ist er auf den Söder Markus, der die Deutschen aufgerufen hatte, statt in der Welt herumzufliegen, doch lieber in seinem schönen Bayern Urlaub zu machen. Das Ergebnis: Das Berchtesgadener Land wurde von Corona-Flüchtlingen überschwemmt. Für die Einheimischen gab es keine Parkplätze mehr und keine Plätze in Restaurants. Endlose Schlangen vor den Seilbahnen und Gedränge um die Gipfelkreuze wie bei einem Helene Fischer-Konzert. So viele Flachlandtiroler gerieten dabei in Bergnot, dass man sogar zusätzliche Rettungshubschrauber aus dem nahen Österreich ordern musste.

Bartleby, der ja bei solchen Ereignissen nie ganz ernst bleiben kann, hat sich einmal kurz vorgestellt, dieser Virus hätte das Berchtesgadener Land nicht erst jetzt, sondern schon in den 30er-Jahren heimgesucht. Hätte der „Führer“ es so gemacht wie Donald Trump und keine Maske getragen oder nicht? Bartleby kennt den „Führer“ ja wie kein Zweiter: er hätte natürlich als Vorbild für das „teutsche Volk“ eine Maske mit Hakenkreuz getragen. Aber die würde dannn doch seinen markanten Bart verdecken? Falsch. Sein Hausfriseur hätte aus vorher abrasierten Barthaaren ein Bart-Double gezaubert und außen auf die Maske geklebt. Seine Volksgenossen hätten den Unterschied natürlich nicht bemerkt. Charlie Chaplin schon.

Die Mail seines Cousins erinnerte den alten Bartleby an seine Jugend in BGD. In den 50ern gab es noch kein Skilift auf den Jenner, heute der Hotspot im Winter. Was tun? Am Abend vorher die Skier mit dem schnellsten Skiwachs der Welt einreiben und mit Mutters Bügeleisen schön gleichmäßig verteilen. Am nächsten Morgen die schweren Bretter schultern und mit den Kumpels den stundenlangen Aufstieg meistern. Oben angekommen eine kurze Brotzeit mit Mutters Käsebroten und dann abgeht die Luzie.

Kein Schneebogen, kein Slalom, nur Schuß, das heißt: in die Hocke und gerade aus runter mit einem Affenzahn, ob da gestürzte Touris um Hilfe riefen oder nicht. This land is our land! Null komma nix waren wir wieder unten. Drei Stunden Aufstieg, knapp 2 Minuten Abfahrt. Hat sich das gelohnt?

Die Antwort auf diese Frage hat der erwachsene Bartleby erst gefunden als er sich statt um Skier mehr um schöne Frauen kümmerte. Dabei halfen ihm seine Erfahrungen im Berchtesgadener Winter. Das heißt, du musst viel, sehr viel Mühe auf den Aufstieg, auf das Näherkommen verwenden, Wenn du am Ziel bist, geht es dann ganz schnell, wenn ihr wisst, was ich meine. Deshalb sind Skifahrer wie Bartleby einfach die besseren Lover. Oder waren es einmal.

Einer der Lieblingsfilme von Bartleby ist natürlich „The Big Lebowski“ mit dem wunderbaren Jeff Bridges. Und was muss er jetzt vom Dude hören? Er hat Lymphdrüsenkrebs. Das gibt’s doch nicht! Genau die Krankheit, die auch Bartleby fast das Leben gekostet hätte. Als die Feuerwehr ihn damals auf der Intensivstation der Charité ablieferte, waren von ihm gerade mal noch 20 % am Leben. Aber das tolle Team der Station hat ihn gerettet und wieder zu dem großen Verweigerer gemacht, den ihr alle kennt. Das größte Wunder seit Lazarus.

Eine auf den ersten Blick unscheinbare Episode aus seiner Charitézeit beschäftigt Bartleby selbst heute noch immer wieder. Es gab da eine junge Ärztin, die ihre Morgenvisite mit Blut abnehmen usw. mit einer bemerkenswerten Profession absolvierte. Bartelby war jeden Morgen froh, wenn sie und kein anderer an seinem Bett erschien. Und weil sie ein Kopftuch trug und einen arabisch klingenden Namen an ihrem Kittel trug, wollte Bartleby einfach nur wissen, aus welchem Land sie kommt. Was sollte daran schon schlimm sein? Aber auf seine freundliche Frage erhielt er keine Antwort. Nur tönendes Schweigen.

Das war 2014. Jahre später erfuhr Bartleby von den HüterInnen der political correctness einen möglichen Grund für das Schweigen der Ärztin. In einer Frage, woher jemand mit „Migrationshintergrund“ kommt, schwinge immer auch ein rassistischer Anteil mit. Bartleby, der Rassist. Ja, da staunt ihr. Wer hätte das gedacht? Es war ihm eine Lehre. Er hat jedenfalls seitdem niemanden mehr gefragt, wo er/sie herkommt. Und selber wird er auf solche Fragen auch nicht mehr antworten, selbst wenn sie Münchner oder Spandauer stellen. Irgendwann reicht es.

So eine Chemotherapie hat immer zwei Seiten. Sie killt zwar zielgenau den Krebs, das aber um den Preis von einigen Nebenwirkungen. Es ist so, als würdet ihr bei eurem Auto den Motor reparieren, aber dabei entstehen ein paar kleine Beulen und Kratzer im Lack. Aber eure Kiste fährt wieder wie vorher. Bartleby konnte nach der Chemo eine ganze Weile nichts mehr richtig riechen und schmecken. Aber das ging bald vorbei und Bartleby fühlte sich wieder fit.

Dazu passt dieser Ratschlag aus einem Tweet zu Corona: „Single Malt Whisky ist der perfekte Corona-Test. Solange man ihn riecht und schmeckt, ist man gesund.“ Bartleby empfiehlt für den Test eine Flasche Lagavulin 16 years old. Vielleicht haben wir ja den Schnelltest von Jens Spahn, bevor die (erste) Flasche leer ist.

Habt ihr das gelesen: Armin Laschet, der Möchte-gern-Merkel aus NRW, behauptet, von Karl dem Großen abzustammen. Es gab Experten, die sowas für möglich halten. Das erinnerte Bartleby an die Bluttransfusionen, die er in der Charité erhielt. Selbst zu feige, um Blut zu spenden, starrte er damals gebannt auf die roten Päckchen am Tropf und fragte sich, von wem wohl das Blut war. Was war der Spender für ein Mensch? War er ein übergewichtiger Steuerbeamter oder ein tätowierter Zuhälter, war er ein Reichsbürger oder ein Fan von Bayern München? Oder gar eine Frau? Mein Gott, eine Frau! Schreibt mir, wenn ihr den Eindruck habt, Bartleby wird langsam feminin. Dann weiß er wenigstens, woher das kommt.

Ihr denkt ja, ihr lebt alle in der Bundesrepublik Deutschland. Ein frommer Wunsch. Nein, ihr lebt in der Kirchenrepublik Deutschland. In Berlin dürfen jetzt nur noch 10 Personen an Beerdigungen teilnehmen. Wenn ein Pfaffe dabei ist, dürfen es sogar 30 sein. Bartleby überlegt gerade, ob er nicht doch noch schnell wieder in die Kirche eintritt. Dann hätten alle seine Fans einmal in der Stahnsdorfer Kapelle Platz. Das Gesundheitsamt beruft sich bei seiner Entscheidung auf die Religionsfreiheit laut Grundgesetz. Von einer negativen Religionsfreiheit hat man in den Ämtern offensichtlich noch nie etwas gehört. Dabei gilt Berlin als die Hauptstadt der Heiden. 

Dazu passt ein säkularer Tweet aus dem Tagesspiegel zu den Corona-Verboten: „Wenn Kirchen Theken hätten, wäre allen geholfen.“ Darauf einen kräftigen Schluck Messwein.

Auch Bartleby sagt dem Flughafen Tegel „adieu“. Nur 10 Minuten mit dem Taxi von seiner Wohnung stand da ein architektonischer Geniestreich. Wenn Bartleby von seinen Flügen wieder dort landete, waren es vom Flieger bis zum Gepäckband nur zehn Schritte. Den Koffer schnappen und durch die Tür – und da stand SIE. 

TXL war für Bartleby wie eine schöne Frau. Man konnte sie lieben – und sich trotzdem davon trennen. Sorry, BER.

Alexa, du wartest an dieser Stelle sicher wieder auf meine Bitte, etwas politisches  schreiben zu dürfen. Fällt heute aus. Statt dessen empfehle ich dir dringend, auf Youtube anzusehen: „Richard David Precht trifft Jürgen Todenhöfer – Die Welt von Morgen.“ Zwei intelligente Männer unterhalten sich etwas mehr als eine Stunde über Politik, Klima und Männer mit und ohne Charakter. Aber auch die neuen GenderInnen und selbst Prechts Mutter als Super-Feministin kriegen eins aufs Dach. Er kann auch anders, unser Musterknabe. Eine Sternstunde. Also beeindruckt mich und seht euch das bitte an. Ihr werdet hinterher ein Stück klüger sein als vorher. Im nächsten Newsletter frage ich euch ab.