Jeder Kontakt, der nicht stattfindet, ist gut, sagt Mutti Merkel. Sie meint, das feierwütige Partyvolk ist selbst schuld, wenn es auf der Intensivstation landet. Die jungen Leute können und wollen einfach nicht anders. Aber es gibt Menschen, die kommen besser durch die Pandemie. Hier, habe ich in der „Süddeutschen“ für euch gefunden:
„Besser fahren Depressive. Sie bewerten ihre Infektionsgefahr als höher als die Nicht-Depressiven. Dieser sader-but-wiser-Effekt besagt, dass Traurige oftmals klüger sind und zu einer realistischeren Einschätzung der Realität kommen. Für den Kampf gegen die Pandemie ist das eine geradezu trübsinnige Pointe: Die seelische Verstimmung in Zeiten der Seuche könnte dabei helfen, sie besser zu überstehen.“
Ihr müsst euch um Bartleby also keine Sorgen machen. Und weil er höflich ist, lässt er euch auch beim Impfen den Vortritt. Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt.
Es gibt ja Leute, die waren schon als Sperma ein Arschloch. Und es gibt Jana aus Kassel, die sich fühlt, als wäre sie eine wie Sophie Scholl. Das hat die Stadt nicht verdient. Im Krieg so schwer beschädigt wie keine andere Stadt. Ich habe dort Abitur gemacht und meinen Sohn in Berlin auf die Sophie-Scholl-Schule geschickt. Die war nicht um die Ecke. Es sollte ein Zeichen sein. Dafür musste ich erst einmal einen Zweitwohnsitz in Schöneberg anmelden. Ein Fake. (Danke, Carla). Viele Jahre später wollte das Finanzamt von mir eine „Zweitwohnsitzsteuer für meine Schöneberger Wohnung.“ Bartleby hat sich zusammengerissen und der Finanzbeamtin einen für seine Verhältnisse geradezu rührenden Brief geschrieben. Ergebnis: sie verzichtete wegen der Sophie-Scholl-Schule auf die Steuer. Ich nehme an, sie war nicht aus Kassel.
Pathos aus NRW. Der Hobbit Armin Laschet trompetet aus dem noblen Düsseldorf: „Es wird das härteste Weihnachten, das die Nachkriegsgenerationen je erlebt haben.“
So einen Quatsch kann nur einer reden, der die Weihnachten um 1945 nicht in Luftschutzkellern und Ruinen erlebt hat. Na klar, hatten wir auch leuchtende Christbäume am Himmel, aber sie waren für die Flieger bestimmt, die mich in Grund und Boden bomben sollten. Sie haben es nicht geschafft.
Dann das erste Weihnachten nach der Flucht vor den Russen. Der kleine Bartleby erinnerte sich noch an sein letztes Berliner Weihnachten mit elektrischer Eisenbahn, Autos, Panzer, Zinnsoldaten und Bauernhof vom Opa. Und 1945? Für jedes Kind ein Teller mit einem Apfel, Nüssen und ein paar Keksen. Keine Ahnung, woher Mutter die hatte. Und dann sangen die Mütter und Tanten Weihnachtslieder. Das war wunderschön. Aber wo waren Vater und Onkel? Sie waren in Nürnberg im Gefängnis. Bestimmt hart für sie.
Hör zu, Laschet, der Winter 1946 war der kälteste seit Jahren. Viele Menschen starben. Auch der junge Bartleby fror jämmerlich. Bis ihn sein Onkel eines nachts mitnahm zum Güterbahnhof Berchtesgaden. Dort standen Waggons voll mit Kohle. Sein Onkel rauf und warf die Briketts runter, der kleine Bartleby sammelte sie auf und verstaute sie in einem großen Sack. Als die Bullen kamen, schnell ab über die Gleise. Zu Hause die Bude warm gemacht und Mutter spendierte eine leckere Suppe aus Brennnesseln und Löwenzahn mit einem Klecks Butter. Ein Gedicht.
Weihnachten ohne Baum? Kam nicht in Frage. Aber woher nehmen? Mutter hatte einen Leseholzschein. Ab damit in den Wald. Ob der auch für Tannenbäume gilt, die mein Onkel absägte, hat sich dem jungen Bartleby damals nicht erschlossen. Egal. „Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter“. Der Junge sang mit aus voller Brust. So viel für heute aus der beliebten Reihe „Opa erzählt vom Krieg.“


Weihnachten heute stelle ich mir für MP Laschet so vor: Er bestellt jede Menge Krimskrams bei Amazon und die gestressten Paketboten schaffen es wegen Corona nicht, auch noch das letzte Päckchen vor der Bescherung bei ihm abzugeben. Schrecklich! Ist es vielleicht das, was er mit dem härtesten Weihnachten für die Nachkriegsgenerationen gemeint hat? Das Kriegskind Bartleby hat einen guten Rat für Laschet: „Einfach mal die Fresse halten.“
Bartleby ist ja einer, der sich täglich auf den Kulturseiten unserer Medien herumtreibt. Diese Aufgabe fand er interessant: Wie würden Sie ihr Lieblingsbuch beschreiben, wenn Sie es auf die langweiligste Art und Weise tun müssten? Das ist schwierig, denn Bartleby hat mehr Lieblingsbücher als Freundinnen. Na gut, ich versuchs mal. Vielleicht reichen euch drei.
- Ernest Hemingway: „Der alte Mann und das Meer“. Kuba. Ein alter Fischer fängt den größten Fisch seines Lebens. Dann träumt er von Baseball und schönen Frauen. Als er wieder in seinem Hafen ankommt, ist von seinem Fang nur noch das Skelett übrig. Gerade mal 113 Seiten für ganz, ganz alte Männer.
- Heinrich von Kleist: „Michael Kohlhaas“. Ein Mann will sein Recht. Um jeden Preis. Sein Preis dafür ist die Todesstrafe. Eine Geschichte ohne Witz und Sex. Wer will heutzutage sowas lesen?
- Karl May: „Winnetou“. Ein weißer Jäger und ein Indianer verknallen sich ineinander. Es kommt, wie es kommen musste: Der Indianer stirbt und der Weiße überlebt. Wer würde das Buch lesen, wenn es andersrum gewesen wäre?
Zurück zum Precht-Todenhöfer Gespräch vom letzten Mal. Bartleby hofft, ihr habt eure Hausaufgaben gemacht. Die Aufgabe heute wird die Gender-Ultras unter euch glücklich machen: „die Ameise“ – wie bezeichnet man korrekt eine männliche Ameise? Oder „das Mädchen“ – wie aber müsste es genderkorrekt heißen? Eure Lösungen im nächsten Newsletter.
Ein Tweet in seiner Zeitung, der Bartleby nachdenklich macht: „Bin kein Fan von Verschwörungstheorien, aber ich habe noch nie ein Taxi tanken gesehen.“ Das stimmt! Bartleby überlegt sich, ob er nicht ein Transparent bemalen sollte und mit dieser speziellen Theorie vor dem Reichstag demonstrieren sollte. Es muss doch herauszukriegen sein, auf welche Weise Bill Gates die Berliner Taxen betankt. Und warum nur Taxen? Bartleby hat auch ein Auto, Bill!
Aber trotz der Unterstützung von Bill Gates können die Berliner Taxifahrer den Hals nicht voll kriegen. Den beliebten Spätis ist es ja wegen Corona verboten, nach 23 Uhr geöffnet zu haben. Aber deswegen muss niemand trockenen Fußes wieder nach Hause gehen. Vor den Spätis stehen jetzt Taxen und verkaufen Bier und Schnaps aus dem Kofferraum. Rund um die Uhr. Zumindest in Kreuzberg, Neukölln und den üblichen verdächtigen Bezirken. Also, ihr wisst Bescheid, wenn euer Kühlschrank leer ist.
Was ist denn eigentlich los mit Alexa?
Die ist in Quarantäne.
Aber künstliche Intelligenz ist doch immun gegen Corona.
Ja, aber nicht ihre künstliche Dummheit.