Heute keine Politik (leider), nichts zur Pandemie, zu Bränden und Fluten und auch nichts zu Afghanistan. Statt dessen hat der Astronaut Alexander Gerst das Wort: „Tatsächlich haben meine Kollegen und ich manchmal aus der Aussichtskuppel der ISS geschaut und uns vorgestellt, was jetzt wohl Außerirdische denken würden. Sie würden Wesen beobachten, die sich gegenseitig bekriegen und die Natur zerstören. Da stellt sich schon die Frage, ob diese Aliens uns als intelligentes Leben einordnen würden. Vielleicht würden sie lieber erst mal einen Planeten weiterfliegen.“

In den letzten Wochen habe ich die schlimmste Zeit seit meiner Chemotherapie erlebt. Die Hitzeperiode im Juli hat mich total dehydriert. Ich wusste zwar, was das bedeutet, aber nicht wie es sich anfühlt, wenn man es ist. Acht Tage nichts essen, kaum was trinken, Toilette unmöglich und vor allem keinen Schlaf finden. Im Grunde war Bartleby mausetot. Schließlich gab ihm sein andalusischer Leibarzt Fritz den entscheidenden Tipp. Das Kriegskind in ihm hat versucht, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Das hilft meist, aber noch mehr hilft es, wenn Bartleby sich über den Schwachsinn von Behörden aufregen kann. Und auf die ist in Berlin immer Verlass. Dann springt der alte Mann nullkommanix aus seinem Bett und braucht keine Tabletten mehr.

Beispiel: Im Sommer wurde auch in unserer Straße die Parkraumbewirtschaftung eingeführt. Fand ich vernünftig, habe brav meinen Obolus entrichtet und auf meine Plakette gewartet. Das funktioniert vielleicht so in Posemuckel, aber nicht im Bezirksamt Berlin Mitte. Die Plakette bekam ich bis heute nicht, dafür aber ganz schnell zwei Strafzettel. Also raus aus dem Bett und den unfähigen Beamten im Bezirksamt ein paar freundliche Zeilen gewidmet wie diese:

„Hallo Leute, was hatte man Ihnen damals auf der Sonderschule für Berliner Beamte beigebracht? Wenn eine Parkzone eingerichtet wird, ERST die Ausweise versenden und DANACH die Politessen losjagen und nicht umgekehrt. Richtig! Am 16.02.2021 haben Sie mir meinen Antrag auf Ausstellung eines Bewohner-Parkausweises und meine Zahlung bestätigt. Bis heute warte ich auf die Plakette. Wie ich gesehen habe, stehe ich damit nicht alleine. Statt dessen bombardieren mich Ihre Politessen mit Strafzetteln. Wir behelfen uns inzwischen damit, unsere Anträge hinter die Frontscheibe zu legen. Schauen Sie doch einfach mal in Ihrer Ablage „NICHT ZUSTÄNDIG“ nach. Wenn nicht, hilft vielleicht auch der Tipp des Kabarettisten Werner Schneyder weiter: „Versuchen Sie es einfach mal mit Intelligenz. Das tut nicht ganz so weh, wie Sie vermuten.“ Die Polizei kennt offenbar ihre Pappenheimer in Mitte und hat schon zwei Verfahren gegen mich eingestellt. Aber wir können das Spielchen natürlich noch eine Weile so weitertreiben, sozusagen als ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme) für die Truppe der Polizeipräsidentin.“

Die Plakette habe ich bis heute nicht, meine Beschwerden wurden natürlich nicht beantwortet. In den 60ern war Berlin das Eldorado für Wehrdienstverweigerer. Das hat die Stadt vorangebracht. Heute ist Berlin das Eldorado für Beamte aus ganz Deutschland, die sich in irgendeiner Behörde hier den Arsch auf ihrem Bürostuhl wärmen wollen.

Bartleby bereitet sich schon langsam auf seine 3. Schutzimpfung vor. Nicht in Thüringen und nicht in der Erwartung, dafür umsonst eine Bratwurst zu kriegen. Aber Dumme aus dieser Gegend, die so einen Anreiz brauchen, hat Bartleby schon einmal erlebt: das war bei der Wahl von Helmut Kohl nach der Wende. Der hatte den Ossis zwar nicht Bratwürste für ihre Stimme versprochen, dafür aber einen Haufen Bananen. Hat funktioniert wie Otto Schily es damals am Wahlabend sarkastisch kommentiert hat.

Als Bartleby vor ein paar Jahren nach Tansania gereist ist, musste er vorher einige Impfungen gegen Tropenkrankheiten über sich ergehen lassen. Ohne die hätten ihn die Afrikaner zu Recht nicht ins Land gelassen. In Tansania ist er Löwen, Elefanten und Nashörnern begegnet, aber keinem einzigen Thüringer. Die blieben lieber mit Hund, Katze, Maus in ihren Sonneberger Schrebergärten. Keine Bratwurst, kein Afrika.

Frau Prof. Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, bringt das Thüringer Verhalten auf den Punkt: „Ich schütze mich nicht, ich schütze dich nicht und sorge so dafür, dass die Pandemie nicht endet.“ Treffender kann man es nicht formulieren. Ganz nebenbei, kann mir jemand erklären, wieso Wissenschaftlerinnen heute so viel besser aussehen als zu der Zeit, als ich selbst noch jung und hübsch war? War jetzt sexistisch, ich weiß, ich weiß. Aber Bartleby ist eben in einer Zeit aufgewachsen, in der noch nicht gegendert wurde.

Neulich beim Frühstück ein flüchtiger Blick auf den Kalender. Donnerstag ist ja immer Ökomarkt auf dem Wittenbergplatz. Schnell noch den Einkaufszettel gemacht: Das Übliche wie Sauerkraut, Roasterkeule, Schinkenmett und als Bonbon diesmal eine frisch geräucherte Forelle. Noch einen Schluck Kaffee und dann aber los. Am Wittenbergplatz angekommen ein seltsames Bild: kein Marktstand für Sauerkraut, keiner für Geflügel und auch der Metzger meines Vertrauens hat nicht aufgebaut. Was ist hier los? Sommerpause, Schulferien oder Corona? Ich frage einen Einheimischen, wann denn das hier mit dem Markt wieder losginge. Antwort; jeden Donnerstag. Ich: Und warum dann nicht heute? Er: Weil heute erst Mittwoch ist. Ich: NEIN!!! – Er: DOCH!

Da stand ich nun mutterseelenallein mit meinem Einkaufszettel in der Hand auf dem gähnend leeren Markt und wusste nicht, ob ich lachen oder mich schämen sollte. Wo soll das Alles enden? Keine Ahnung, aber vorerst einmal auf der nach oben offenen Skala der peinlichsten Momente in meinem Leben ganz weit vorne. Ich befürchte, da kommt noch mehr. Elke versuchte, mich zu trösten. Reinhard Mey sei etwas Ähnliches passiert. Könnt ihr euch auf Youtube anhören: „Ankomme Freitag, den 13. um 14 Uhr.“ Ich fand den Reinhard schon immer sehr sympatisch.

Sympathisch fand ich auch immer schon Karl Lauterbach, den Untermieter von Markus Lanz. „Ich trinke jeden Tag Wein, esse sehr einseitig, mache kein Yoga.“ Und der Mann ist Arzt. Ich dachte immer, ich stünde damit alleine da. 

Als Katzenvideo-Junkie kann ich euch meinen letzten Fund nicht vorenthalten. Also Youtube aufrufen und „Dog sleep farting makes cat angry“ suchen. Ist doch klar, dass ich diesen Clip Elkes Katze nicht zeigen werde, wenn sie demnächst bei mir wieder ihre Katzenpension bezieht. Sie ist ja auch so eine Empfindliche.

Wenn ihr schon auf Youtube seid, schnell noch ein Click auf „Bester Dialog Schimanski & Thanner (Tatort Duisburg).“ Bartleby ist ja einer der Letzten, die beim Abi noch das „Große Latinum“ ablegen mussten. Lange hat er gerätselt, wozu das Ganze. Dann später beim Gestrampel in irgendeinem Bett kam ihm die Erleuchtung. Es gibt Momente, in denen dich nur noch die lateinische Grammatik retten kann. 

Als Rausschmeißer noch ein Tweet eines Altersgenossen aus dem Tagesspiegel, der auch von mir hätte sein können: „Ich bin jetzt in einem Alter, wo ich zwei Tage Jetlag habe, wenn ich bis an die Ostsee gefahren bin.“ 

Eine Meinung zu “Alexander Gerst +++ dehydriert +++ Parkraumbewirtschaftung +++ Werner Schneyder +++ Thüringer Bratwurst +++ Alena Buyx +++ Donnerstag +++ Reinhard Mey +++ Karl Lauterbach +++ Großes Latinum

  1. Hallo Bartleby,
    weil ich im Blog seit Mai nichts mehr von dir gelesen hatte, hatte ich schon den Verdacht, dass es dir nicht gut geht. Aber dass es so schlimm war, wusste ich natürlich nicht. Tut mir leid. Aber wenn Reinhold Iffert die Ringauer Eiche ist, dann bist du die Berliner.
    Gruß Helmut

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